Read Ashes for Breakfast Online
Authors: Durs Grünbein
     Daà ihre Zeit nun vorbei ist.
Was ist sein Stöhnen gegen die Sprengung
     In ihrem Innern, den Schwindel,
Daà der Rhythmus gestört ist, ihr Zögern
     Eh das Ei seinen Ort erreicht,
Die Furcht vor dem Ende, das nun beginnt.
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Sieh, wie oft du zurückzuckst, gespiegelt
     Im Lackglanz von Kühlerhauben,
In metallischen Sonnenbrillen, dir selbst
     Widerfahrend in einer Drehtür,
Die dich hineinzieht. So schnell vervielfacht,
     Warst du immer schon vor dir da
Wie der Igel im Märchen, lästiges Visavis.
     Hämisch auf Fettaugen treibend,
In jeder Suppe zur Stelle, in jedem Bier,
     Gab es nicht viel zu viele von dir?
Stand nicht noch immer in jedem Tröpfchen
     Eins deiner Doubles, im Zweifel
Ob Zeit wirklich sämtliche Züge verwischt.
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Denk von den Wundrändern her, vom Veto
     Der Eingeweide, vom Schweigen
Der Schädelnähte. Das Aufgehn der Monde
     Ãber den Nagelbetten führt
Andere Himmel herauf, strenger gestirnt.
     Lachhaft die Höhenflüge, getrübt
Aus den engen Knochenhöhlen der Ausblick
     Auf Kloaken und Gräberreihen,
Hautflecken, zyklisch, und Sternbilder, nah.
     Weiter ist hier die Umlaufbahn,
Länger dauert es in den kälteren Nächten
     Bis die Blutung gestillt ist, Hunger
Den Körper versiegelt, das Schwarze Loch.
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Lange her, daà dein Finger ein Halt war,
     Ein Laufsteg hinaus in die Luft,
Für den Sänger von Theben, das Heupferd,
     Die rasenden Maikäferhorden,
Den Hopliten am Feldrand, die Schildlaus.
     Immer färbten die Flügel ab
Der ermüdeten Schmetterlinge, Papyri
     Mit Hieroglyphen beschmiert. Kot
War die Schleifspur der Raupenkolonnen.
     Blattgrüner Hügel, der Daumen
Blutig vom Rumpf der zerdrückten Mücke.
     In den Handrücken brannte
Eine vom FuÃvolk, die Ameise, sich ein.
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Solange noch Gras sprieÃt aus allen Fugen
     Ist nichts verloren. Der Baum
MiÃt die Menschenalter in kleinen Ringen.
     Von einer Wohnung für viele
Bleibt im Brandfall nur ein verkohltes Loch
     Oder ein schöner Spielplatz. Leicht
Steigt im Stadtwind aus Abgas ein Drachen,
     Fährt auf den aschenen Pfützen
Ein Schiff aus Papier. Wie dein Herz springt,
     Wenn die schimpfende Amsel
Ihr Stück Rasen verteidigt am StraÃenrand,
     Und überall grünt es. Der Schritt
Federt oft über Gräbern, planiert zum Weg.
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Doch der wahre Spuk war das Einmaleins
     Das die Träume in Netze legte,
Tagtäglich, das Schwirren von Bumerangs
     Um die zahllosen Dinge, der Zwang
Zu Gemenge und Handlung, das Rechnen
     Im Schlaf, algebraisch gelähmt.
Seit du, ein Häkchen, stumm überm Heft,
     Ziffern in Kästchen sperrtest
Bist du selbst dieses vielfache Ganze, geteilt
     In sezierbare Glieder, der Kopf
Zwischen Minus und Plus, Haut und Hirn
     So unendlich gefaltet. Die Tage
Gezählt, wird das Leben zum Intervall.
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Fröstelnd unter den Masken des Wissens,
     Von Unerhörtem verstört,
Traumlos am Tag unter zynischen Uhren,
     Fahrplänen, Skalen, beraten
Von fröhlichen Mördern, vorm Monitor, â
     So wird man Sarkast. Fest
Steckt im Zähneknirschen die Reduktion,
     Im Mangel die Schadenfreude,
In Monologen aus Irrsinn das süÃe Singen
     Des Kinds, von zu Hause entflohn
Aus der Stadt, querfeldein, auf die Dörfer,
     Wo die FüÃe nachts schmerzten,
Der Augengrund, von Insekten bewohnt.
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Die Nerven blank wie unter Flügeldecken,
     Genügt ein kreischender Baukran
Am Mittag, dich zu erschrecken, ein Pfiff
     Ums Eck, eine zischende Dose.
In diesem jüngsten Himmel-Hölle-Spiel
     Bricht etwas auf, sprengt Risse
Ins alte Hirngewölbe des Jahrhunderts.
     Der Boden dröhnt. Sixtinisch
Hallt es von musealen Stunden, tickend
     Im Zentrum, über leere Plätze.
Derselbe Kalk, der die Schlagadern engt,
     Drängt die StraÃen ins Weite,
Scheidet die Geister vor einer Hochhauswand.
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Und immer das Warten auf den Transport
     Zwischen den Orten, wo Ankunft
Ein Portal ist im Regen, ein weiÃer Flugplatz
     Der sofort Abschied meint: Exit
Durch ein Tageskino, ein helles Nachtcafé,
     Vorbei an den Förderbändern
Mit raunenden Koffern, Taschen, vertauscht.
     Niemand da, der dich auffängt,
Trittst du zeitkrank ins Freie, schwankend
     Vor Raumnot, ein Evakuierter,
Den ein Taxi holt aus der Zone des Bebens
     Ins Hotel, vor die Schalterhallen,
Wo Zugluft ihn abschiebt aufs nächste Gleis.
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Auch der kälteste Raum wird zur Sauna,
     Solange du irrläufst. Wie steil
Führt ins Erdreich die Treppe, wie streng
     Der Geruch ist, die Trennung
In
Damen
und
Herren
 ⦠Die falsche Tür,
     Kaum berührt, lockt ins Abseits,
In verbotne Zonen, vor Wände, markiert
     Mit den Zoten der Gegenseite.
Nichts macht so einsam wie das Geschlecht.
     In Kabinen gesperrt, lauschend
Der stygischen Spülung, den Eingeweiden,
     Allein mit dem Ekel, der Lust,
Klebt an den Fliesen der Körper und träumt.
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Gut zu wissen, daà Schwarz die Dinge hält,
     Daà es die Blicke beschlagnahmt,
Ein letzter Zoll, verläÃlich wie nie ein Blau.
     Kein Verröcheln der Farben, kein
Quälender Schmerz, nur ein einfaches Aus,
     Ohne Widerhall. Armes Klavier,
Das die Töne verspiegelt in seiner Politur.
     Jedes Tuch behält mehr für sich.
Der heiÃe Asphalt zieht die FuÃspuren ein
     Der Passanten des Sommers. Nein,
Selten ein Schwarz, das den Tod absorbiert,
     Die Blutlachen aufleckt, das Licht,
Diese letzte Zuflucht der Nerven, begräbt.
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WuÃten wir, was den Reigen in Gang hält?
     Daà Lieben einsamer macht,
Schien erwiesen. Jeder behielt ihn für sich,
     Seinen Dorn, bis zur Unzeit
Das Blut die Verbände durchschlug. Selten
     Blieb jemand unverletzt. Eher kroch
Ein Schmerz beim andern unter. Verlassen
     Zu sein war das gröÃte Ãbel,
Nichts zu fühlen im Frühling, wie amputiert
     Vor defekten Riesenrädern â¦
Wie uns der Wind in die Baumkronen hob,
     Aus denen wir fallen sollten,
Glücklich, mit einem langen Himmelsschrei.
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Ging das meiste nicht spurlos an dir vorbei
     Ins Schweigen? Kaum aufzuhalten,
Der ferne Wolkenzug, der verregnete Tag,
     Ein Unfall, der tödlich endet.
Und jede Krise fing an mit dir. Du selbst
     Warst der eine zuviel im Stau.
Um dich her den erstaunlichen Schauplatz
     Verdunkeln Affekte. Ein Schock
Hellt ihn auf. In Gesprächen flieÃt Zeit ab,
     Beim Händewaschen, beim Essen.
Vor den Grausamkeiten schützt das Gebet,
     Das Idol vor der Zugluft â
Ein Gesicht, gealtert, kaum taucht es auf.
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Ahnst du, wie überfüllt dieser Luftraum ist
     Mit Stimmen und Staub, schwirrend
Durch die Tiefen der Zeit. War die Libelle
     Von den Propellern des Weltkriegs
Ein Splitter? Tanzte der Mückenschwarm
     Sein Ballett nicht im Magnetfeld?
In den windkalten Korridoren der StraÃen
     ErfaÃt dich, noch aus der Ferne,
Der wache Dohlenblick. Aus dem Geraschel
     Des Laubs steigt der alte Disput
Theologischer Thesen. Zitternd verfehlst du
     Den einzelnen Kiesel, den Grashalm,
Die Umarmung der Erde, gefährlich wie nie.
To digress ⦠where to? Even that, remember,
     (“Goof off”) was just the usual formula
For flight, for carrying on elsewhere
     Thoughtlessly or otherwise.
Comes to pretty much the same thing, no?
     Assembling a new excitement
Feature by feature, a face
     In among the clockfaces
In the window, the glasses for love,
     For higher definition TV, drive-through
Funerals and furniture for faster living,
     Angels manning the checkouts, deaf
To their sweet, necrophile, hel
lo.
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Back in front of the telephone, under the cheese cloche,
     The cosh, the Alexander Graham Bell jar,
No sooner was the door shut, you froze, a cynosure,
     A dead ringer for passersby on the sidewalk,
Staring at the dial-pad, digits
     Like the stellar magic forest
In the night sky ⦠decimal mandala
     Tempting you by its availability
Sudden nearness, whispers, betrayal,
     Egad, love, evenâall of it seemingly
Hardwired, a sort of “I'll call you” life.
     The numbers no sooner punched
Than a voice explodes in your brain.
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Traveling the dial between mother earth
     And mother ether, the pulse beat
Of the bleeding rabbit in my ear, desensitized
     Like the skin under a leather glove
By the thousands of inner voicesâwho knows
     Whose the individual voice was,
Untraceable in the genetic choir.
     Grandmother's
Ach
or the
Hhm
Of all the stone guests in the basement â¦
     Till the walls break out in sweat,
And you hear yourself whisper:
     What a lot of panic
Just for a spot of suction, at night.
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And in the morning, you turn on the shower
     And out comes ⦠water, what did you think?
Red and blue stand for hot and cold.
     The skin wasn't peeled off in strips like wallpaper.
That's just a nightmare, silly.
     There's no thorn in the towel, no blood
On the tilesâthe plug hole's gurgle
     Signifies cleanliness, not death.
As to whether they still make soap
     Out of bones, the foam drying
On the lines of your palms takes the fifth.
     Dragged along by the hair, briefly, fear-
Fully animated, a short-lived suspicion dies.
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“Everyone follows his or her own bent”
     Was really no excuse for so much time
On the road, oblivious to the fact
     That that, too, is fugitive. Before long,
You'll be completely done up and done in,
     The years call out to the peregrine.
Because life takes whatever course it will,
     Without inducements. You get out of bed
On the wrong side, lobster red
     With the hormones in your bloodstream,
An anatomical torso in the mirror,
     And you stand there, arms akimbo, eyes
Peeled ⦠to see what?
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No one without some expectation ⦠and they're off
     Into the evening, which rapidly makes it-
Self scarce in the face of so much interest.
     Streets become thoroughfares. An irrational
Feeling that it's all complete without you.
     Like someone, miles adrift, noticing
Too late that everything round about him
     Is unfamiliar, you finally join in
The murmurous throng, the reciprocal
     Assembly line of the noisy majority.
Red lights sizzle in the rain, until
     The high-kicking legs in their canny cancan
Call it a night and go dark.
Â
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Unreal the room you live in by yourself,
     The fly-spotted mirror, dust
In the corners clustering round a long hair
     That's been lying there for weeks.
No bowl of fruit, no vase,
     The only cornucopias, stacked tight,
Are the books. The only surviving elements
     Of the still life are little tropes,
Banal riddles like the blue 13
     Tattooed on your wrist,
Wounds, opened, a birthmark.
     Smiling and almost not at all appalled
You look to alphabetical charms for help.
Â
Â
As soft and yielding as the backs of your knees,
     The dream of desire that might come to you